Hypothekenzinsen vs. Immobilienpreise – Zahl der Hauskäufer leicht rückläufig
In den vergangenen Jahren konnten so viele Bundesbürger wie nie zuvor sich den Traum von der eigenen Immobilie erfüllen. Der wesentliche Grund liegt in den nach wie vor sehr niedrigen Hypothekenzinsen, sodass die Zinsbelastung im Rahmen der notwendige Baufinanzierung sehr niedrig ausfallen kann. Trotzdem die Darlehenszinsen auch im Jahre 2019 auf dem niedrigen Niveau verharren, ist die Zahl der Hauskäufer dennoch leicht rückläufig. Ein wesentlicher Grund dafür sind die stetig steigenden Immobilienpreise, nicht nur in den Großstädten. Aus dem Grund stellt sich aktuell die durchaus interessante Frage, was eigentlich schwerer wiegt: günstige Bauzinsen oder immer teurer werdende Immobilien?
Bauzinsen so günstig wie nie zuvor
In den letzten Jahren waren die Bauzinsen so günstig wie nie zuvor und sind es bis heute. Konkret heißt das, dass sie einen Immobilienkredit zum Teil zu einer Verzinsung von unter einem Prozent in Anspruch nehmen können. Dies wiederum führt dazu, dass Sie eine relativ hohe anfängliche Tilgung wählen und somit den Immobilienkredit vergleichsweise schnell abzahlen kommen. Diese Situation ist auch aktuell (Juni 2019) unverändert. So erhalten Sie Hypothekendarlehen in Abhängigkeit von der Dauer der Zinsfestschreibung zum Beispiel schon ab den folgenden Zinssätzen:
- 5 Jahre: 0,75 %
- 10 Jahre: 1,10 %
- 20 Jahre: 1,70 %
Ein Haken an diesen günstigen Bauzinsen ist allerdings, dass bei Weitem nicht jeder Kreditsuchende die Chance erhält, so günstig zu finanzieren. Der Grund ist, dass die genannten Zinssätze von den Banken ausschließlich an Kreditnehmer vergeben werden, die zum einen eine sehr gute Bonität aufweisen können, ein möglichst sicheres Gehalt haben und die zudem eine bestimmte Mindesteigenkapitalquote vorweisen können.
Nur dann können Sie davon ausgehen, dass Sie Ihren Immobilienkredit tatsächlich zu einem Zinssatz von teilweise unter einem Prozent erhalten können. Die durchschnittlichen Hypothekenzinsen, die natürlich wiederum nach Zinsbindung differenziert werden müssen, bewegen sich hingegen eher im Bereich zwischen 1,8 und 2,5 Prozent. Dies ist zwar immer noch günstig, aber natürlich wirkt sich ein Zinssatz von einem Prozent mehr bei den oft hohen Darlehenssummen von über 100.000 Euro schon deutlich aus. Wir empfehlen hier den Kreditrechner von Kreditvergleich24.
Immobilienpreise in Deutschland steigen weiter an
So niedrig die Bauzinsen nach wie vor sind, so deutlich sind auf der anderen Seite die Immobilienpreise in den vergangenen fünf bis zehn Jahren in zahlreichen Städten des Landes angestiegen. Mittlerweile sind keineswegs nur die Metropolen wie Hamburg, Berlin oder München betroffen, sondern auch in den sogenannten Mittelstädten sind die Preise für Immobilien in den letzten fünf Jahren teilweise um über 30 Prozent gestiegen.
Aufgrund dieser deutlich gestiegenen Immobilienpreise ist es tatsächlich aktuell wieder für einige Verbraucher schwerer geworden oder sogar unmöglich, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Trotzdem sollten Sie genau kalkulieren, ob Sie sich die Baufinanzierung leisten können oder nicht. Einen besseren Zeitpunkt als jetzt wird es allerdings in den nächsten Jahren voraussichtlich nicht geben. Zum einen ist mit weiter steigenden Immobilien Reisen zu rechnen und zum anderen gehen Experten davon aus, dass die aktuellen Niedrigzinsphase nicht zwingend noch weitere Jahre anhalten wird, sodass Zinserhöhungen nicht unbedingt unwahrscheinlich sind.
Bauzinsen vs. Immobilienpreise: welche Entwicklung wiegt schwerer?
Wie Sie in den vorherigen Abschnitten gelernt haben, stehen sich Bauzinsen und Immobilienpreise aktuell von den Entwicklungen her konträr gegenüber. Anders ausgedrückt: die Hypothekenzinsen sind noch immer auf einem niedrigen und damit für Kreditnehmer sehr günstigen Niveau, während die Preise für Immobilien weiterhin steigen.
Die eine Entwicklung ist positiv, nämlich dass die Bauzinsen auf dem geringen Niveau verharren. Die andere Entwicklung hingegen ist für zukünftige Immobilieneigentümer negativ, denn Sie müssen mehr Geld für Ihr Haus oder Ihre Eigentumswohnung als noch vor fünf oder zehn Jahren zahlen. Daher stellt sich die berechtigte Frage, welche der beiden Entwicklungen schwerer wiegt.
Das Problem bei der Beantwortung dieser Frage ist, dass es in beiden Fällen auf einige Faktoren ankommt und es nicht praktikabel wäre, nur mit Durchschnittswerten zu rechnen. Wie in einem der vorherigen Abschnitt bereits erwähnt, können Kreditnehmer zwar Hypothekendarlehen im besten Fall schon zu einem Zinssatz von unter einem Prozent aufnehmen, jedoch ist dies nur der Optimalfall. Nicht selten sind stattdessen 1,5, 2,0 oder mehr Prozent zu zahlen. Daher sollten Sie für Ihre Kalkulation auf jeden Fall wissen, welchen Zinssatz die Bank bei Ihnen ungefähr veranschlagen wurde.
Generell hängt der Bauzins in erster Linie von den folgenden Einflussfaktoren ab:
- Darlehenssumme
- Zinsbindung
- Eigenkapital
- Bonität des Kreditnehmers
- Sicherheiten
Auf dieser Grundlage können die Bauzinsen aktuell durchaus zwischen 0,75 und bis zu 3,0 Prozent schwanken. Für Blankodarlehen, die oftmals dann vergeben werden, wenn der Finanzierungswunsch größer als der Beleihungswert ist, sind sogar Zinssätze von über 3 Prozent keine Seltenheit. Wenn wir einmal eine Kreditsumme in Höhe von beispielsweise 200.000 Euro zugrundelegen, macht alleine ein Prozent Zinsunterschied im Jahr bereits eine Belastung von 2.000 Euro mehr oder weniger aus.
Nicht nur bei den Bauzinsen gibt es eine größere Spanne, sondern bei den Immobilienpreisen existieren am Markt ebenfalls enorme Unterschiede. Während Sie zum Beispiel in München für 1 m² Wohnfläche zum Teil mehr als 8.000 Euro zahlen, müssen Sie in manchen ländlichen Gebieten teilweise weniger als 2.000 Euro für den Quadratmeter einkalkulieren. Es macht an dieser Stelle auch keinen Sinn, mit Durchschnittswerten zu rechnen, da die Immobilienpreise einfach zu stark von Stadt zu Stadt bzw. von Region zu Region abweichen können. Aus diesem Grund müssen Sie auch hier für die Kalkulation die Immobilienpreise nehmen, die an dem Ort realistisch sind, an dem Sie gedenken, ein Eigenheim zu erwerben oder zu bauen.
Bauzinsen vs. Immobilienpreise: kein eindeutiges Ergebnis möglich
Grundsätzliche sich die Frage nicht pauschal beantworten, ob derzeit die nach wie vor geringen Bauzinsen den Ausschlag geben oder die gestiegenen Immobilienpreise, ob sich Alleinstehende und Familien ein Eigenheim leisten können oder nicht. In beiden Bereichen sind die Spannbreiten einfach zu groß, sowohl bei den Bauzinsen als auch bei den Immobilienpreisen. Daher ist die einzig praktikable Lösung, dass Sie Ihre eigenen Werte ermitteln und dann kalkulieren, welche Darlehenssumme und damit welches Haus Sie sich vom Kaufpreis her oder von den Baukosten leisten können.
Tendenziell gehen Experten allerdings davon aus, dass der leichte Trend weiter anhalten wird, dass sich etwas weniger Menschen in Deutschland als noch vor zwei Jahren für ein Eigenheim entscheiden können. Daher ist tatsächlich jetzt noch der beste Zeitpunkt, falls Sie die Möglichkeit haben, Ihren Wunsch nach den eigenen vier Wänden anzugehen und Sie nicht zwangsweise noch einige Jahre damit warten müssen.